Ehrung auf der Jahreshauptversammlung am 11. Juli 2016

Vereins-News

18.07.2016 09:3418.07.2016 09:34 | geschrieben von Philippe Bader

Ehrung auf der Jahreshauptversammlung am 11. Juli 2016

Die Gründungsmitglieder Ludwig Schuster und Fritz Sturm gehören seit siebzig Jahren ihrem ESVK an

Von Manfred Kraus

Zöge man aus, um zu lernen, was Treue bedeutet, führte kein Weg an ihnen vorbei. Ludwig Schuster und Fritz Sturm sind Urgesteine, Dinosaurier, Männer der ersten Stunde. Sie waren dabei, als ihr Eissportverein 1946 im Gasthof der Familie Leitner aus der Taufe gehoben wurde, und sie spielten auch in der Urmannschaft des ESVK, die auf dem Eisweiher im Jordanpark die ersten Partien der Kaufbeurer Eishockeygeschichte bestritt. Seit nunmehr siebzig Jahren stehen sie unverbrüchlich und treu zu ihrem Verein, der ein bisschen auch ihr Kind ist.

Die Zeiten waren hart und entbehrungsreich. Damals. Im Nachkriegsjahr sechsundvierzig. Es herrschten Not und Elend. Der Hunger bestimmte das Bild. Die Menschen kämpften ums nackte Überleben. Auch in Kaufbeuren. Trotzdem kamen an einem kalten Januartag fünfundzwanzig junge Männer in der Schmiedgasse zusammen, um unter dem Vorsitz von Georg Leitner im Gasthof Engel einen Eissportverein zu gründen und ihrem Leben eine neue Perspektive zu verleihen. Blutjunge Burschen allesamt. Unter ihnen auch Ludwig Schuster und Fritz Sturm, die darüberhinaus gemeinsam mit Helmut Posselt, Albrecht Schmidt, Max Mayer, Sepp Wannemacher, Franz Maurer, Heinz Krikorka, Hermann Gegg und Max Amann für ihren ESV Kaufbeuren auch noch aufs Eis gingen. In selbstgenähten Skihosen und von den Handballern geliehenen Dressen. Ohne Helm, ohne Schulterschutz, ohne Knieschutz, ohne Schoner. Aber mit Leidenschaft, Begeisterung und Ehrgeiz.

"Unser Zusammenhalt war einzigartig. Wir hatten riesigen Spaß am Eishockey und es herrschte eine unglaubliche Kameradschaft, ich darf sagen Freundschaft. Wir waren lauter Freunde", erinnert sich Fritz Sturm, der zum Spielen einstweilen die Glacéhandschuhe der Großmutter anzog und schon einmal einen Ast absägte, wenn der Schläger zu Bruch gegangen war. Auf ihren an die Winterschuhe geschraubten Absatzreißern holten die talentierten Burschen in die schweren Zeiten ein Stück Lebensfreude und Hoffnung hinein. Für sich selbst, für die Stadt und für die Menschen, die ihn sogleich ausgezeichnet annahmen, den neugegründeten Eissportverein, und scharenweise in den Jordanpark kamen, um auf den provisorischen Schneewällen die Spiele zu verfolgen.

Der junge ESV Kaufbeuren entwickelte sich prächtig und alsbald kletterte er Schritt für Schritt nach oben, woran die beiden Jubilare entscheidenden Anteil besaßen. Abwehrrecke Luggi Schuster, Jahrgang 1924, galt als Turm in der Schlacht und mit seiner Übersicht hielt er bis 1955 die Kaufbeurer Verteidigung zusammen. Nach seiner aktiven Zeit leistete er bis in die neunziger Jahre hinein segensreiche Arbeit im Nachwuchsbereich des ESVK, dem er noch heute als Dauerkartenbesitzer die Daumen drückt. "Selbstverständlich bin ich bei jedem Spiel im Stadion. Das geht ja gar nichts anders", sagt Luggi Schuster mit einem verschmitzten Lächeln.

Torjäger Fitze Sturm, Jahrgang 1929, zog im Angriff bis 1956 die Fäden. Er war brandgefährlich und galt als hervorragender Schlittschuhläufer. Anfang der Fünfziger zwang ihn sein Ingenieurstudium zu einer zweijährigen Abstinenz, während der er mit Preußen Krefeld die deutsche Meisterschaft errang und am berühmten Spengler Cup in Davos teilnahm.

Ludwig Schuster und Fritz Sturm sind ihrem ESV Kaufbeuren ein Leben lang eng verbunden und treu geblieben. Die beiden bescheidenen Gründungsmitglieder sind Leitfiguren von bemerkenswerter menschlicher Größe. Vorbilder. Ihr Herz schlägt seit siebzig Jahren rotgelb. Der ESVK gehört zu ihnen und sie gehören zum ESVK. Es muss mehr sein als Treue, das sie verbindet, den Traditionsverein von der Wertach und seine beiden Legenden.

Foto: Lahr-Fotografie

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